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berlinerförderp rogramm künstle rischeforschung

 
 

Anta Helena Recke

AUS DER SONNE (AT) 

Ausgehend von der afropäischen Erfahrung untersucht AUS DER SONNE (AT) afrikanische Filme, die im Kontext der Unabhängigkeitsbewegungen entstanden sind, auf ihr Potential, die fragmentierten Familien-, Herkunfts- und Community-Narrative der afrikanischen Diaspora in Europa um eindrückliche, ästhetische, quasi geisterhaft in die Präsenz geholte Erinnerungsräume anzureichern. Das Projekt beschäftigt sich in zweierlei Formaten mit den Möglichkeiten einer ästhetischen Form der gemeinsamen Erinnerung und Fortschreibung der diasporisch-afropäischen Geschichte zwischen der nach Europa emigrierten afrikanischen Elterngeneration(en) und der in Europa sozialisierten Generation der Nachkommen. Der erste Strang widmet sich der Entwicklung eines interaktiven Screening-Formats, bei dem Angehörige beider oben erwähnten Gruppen gemeinsam einschlägige Filmdokumente aus dem jeweiligen Land rezipieren. Der Vorgang des intentionalen Filmschauens in einer spezifischen Rezeptionsgemeinschaft, die auf eine gemeinsame privat-gesellschaftliche Geschichte zugreifen kann, in ein wiederhol- und übertragbares Format für eine partizipative Installation überführt werden, das in den verschiedensten diasporischen Kontexten angewandt werden kann. Das Sceening-Format selbst soll multiperspektivisch aufgezeichnet werden. Das “Betrachten Anderer beim Betrachten von Kunst” als ästhetische Methode wird hier nach Projekten wie DIE KRÄNKUNGEN DER MENSCHHEIT weiterführend nach ihrer Brauchbarkeit innerhalb einer sozialen Praxis befragt. Die entstandenen Aufzeichnungen, sowie die Auseinandersetzung mit möglichen Formaten der dialogischen Erarbeitung einer gemeinsamen Erinnerung und die genauere Untersuchung (west)afrikanischer Filmästhetik fließen in verschiedene Ausdrucksformen wie Video, Text, Installation und soziale und diskursive Praxis ein. Ein wichtiger Aspekt innerhalb dessen ist die Untersuchung von Sonnenlicht als viel angestrengtes unabtrennliches Mittel für die Darstellung ,,Afrikas” u.a. im (westafrikanischen) Film. Die Forschungsarbeit setzt es sich zum Ziel, durch experimentelle Erprobung verschiedener ästhetischer Mittel die erlebten Zeiten der jüngeren und älteren Mitglieder der Communities zusammenzuführen. Es soll so ein unbekannter Raum erschlossen bzw. zugänglich gemacht werden, in dem transgenerationale Aufarbeitung auf hohem menschlichen Niveau stattfinden kann. Die familiären Verquickungen von diasporischen Familien als Universalität zu erforschen, ist für die gesellschaftliche Ebene exemplarisch, die Hoffnung ein heilender trickle through effect.

 

Anta Helena Recke ist eine deutsch-senegalische Künstlerin. Sie arbeitet mit Aufführung, Konzept, Kopie und Re-enactment, Schreiben, Kritzeln, Situation und Video. Ihre Lehrjahre verbrachte sie u.a. im Studium der Szenischen Künste an der Universität Hildesheim und als Regieassistentin an den Münchner Kammerspielen. In der Kritiker:innenumfrage von Theater heute wurde sie zur Nachwuchskünstlerin des Jahres 2018 gewählt, sie erhielt außerdem den Preis des Internationalen Theaterinstituts 2019 sowie die Tabori Auszeichnung in 2020. Ihre Regiearbeiten MITTELREICH und Die Kränkungen der Menschheit wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Sie ist Mitbegründerin des Deutschen Museums für Schwarze Unterhaltung und Black Musik und kollaboriert als Dramaturgin in den performativen Künsten mit Joana Tischkau und Jeremy Nedd. Seit 2021 treibt sie sich gelegentlich in diversen Writers Rooms herum (Jünglinge Film, Netflix). 2023 legte sie mit Made in Germany (ARD Degeto) ihr Seriendebut im Bereich Drehbuch und Regie vor (Premiere am Max Ophüls Festival 2023).