Stefan Römer
DeConceptualize
„DeConceptualize“ basiert auf der Hypothese, dass Minimalismus und Konzeptualismus im künstlerischen Schreiben höchst relevante Grundlagen für Artistic Research gelegt haben. Schrift dient hier zur Selbsterforschung, Selbstverteidigung und Selbstermächtigung sowie als Notation, Material oder Bild.
Meine Forschung bezieht das künstlerische Schreiben auf das bisher selten ausgelotete Verhältnis von minimalistisch-konzeptueller Kunst und Minimal Music. Daraus werden Erkenntnisse für meine künstlerischen und musikalischen Praktiken entwickelt. Dabei soll auch die bisherige Ausblendung weiblicher (bspw. Lee Lozano, Éliane Radigue) und nicht-weißer Künstler*innen (bspw. Julius Eastman, José Maceda) in den Fokus rücken.
Mein Ansatz künstlerischer Forschung verbindet Praxis und Theorie in der Kunstproduktion, wie ich es in meinem Buch „Inter-esse“ formuliert habe: Die dekonzeptuelle künstlerische Performanz des Inter-esses ist wörtlich als spezifisches Dazwischen-Sein, als Intervention, zu verstehen: zwischen Praxis und Theorie, zwischen Empfindung und Ratio, zwischen konzeptueller Kunst, Film und Musik sowie zwischen Geschichtsschreibung und ihren ideologischen Ausschlüssen. Diese Komplexe werde ich in Soundpieces, Wandtextarbeiten und einem Buch bearbeiten.
Das hier entwickelte „Inter-esse“ analysiert künstlerische Konstellationen mithilfe postpanoptischer Diagramme, die die jeweils involvierten Interessen in Beziehung zu künstlerischen und philosophischen Fragestellungen setzen – nach Michel Foucault ist dem Interesse immer ein Kontrollaspekt implizit.
Zu dem eigens entwickelten diskursiven Format der „De/ep Conceptual Sessions“ plane ich, Berliner Künstler*innen einzuladen. Darüber hinaus werde ich in internationalen Medienarchiven dekonzeptuelle Lektüren performen.
Stefan Römers Arbeiten sind für einen dekonstruktiven Umgang mit Bild, Sound und Text bekannt. Sie verbinden verschiedene Arbeitsmethoden zeitbasierter und performativer Praktiken. Seinen transmedialen Ansatz mit postpanoptischen, feministischen und postkolonialen Praktiken nennt Römer „de-konzeptuell“. Ausstellungen und Performances seit 1985: Gründung des kunstaktivistischen Kollektivs „FrischmacherInnen“ (1993–2000); Dissertation zum Thema „Künstlerische Strategien des Fake – Kritik von Original und Fälschung“ (2001); Fotobücher: „Corporate Psycho Ambient“ (2001), „Begegnungen mit Deutschen“ (2003), „Temporäre Architekturen“ (2005); Filmessay: „Conceptual Paradise“ (2006); Professur Neue Medien (AdBK München 2002–2009); Künstlertheorie: „Inter-esse“ (2014); Buch und Tonträger: „Stan Back“ (2011–2015); Film-Performance: „ReCoder“ (2018–2020); mit Marc Matter: „Deconceptual Voicings“ (LP 12“, 2019).