Mit der Nutzung dieser Website erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies gemäß unserer Datenschutzerklärung einverstanden.

OK
 

berlinerförderp rogramm künstle rischeforschung

 
 

Christoph Keller

Der Neue Berliner Schlüssel (Arbeitstitel)

Für die erste Ausgabe des Berliner Förderprogramms Künstlerische Forschung möchte ich einen Film erstellen, dessen Thema die künstlerische Forschung selbst ist – und zwar in einer Weise, die einer offenen und freien Ausprägung des Begriffes der künstlerischen Forschung nachspürt. Das Forschungsvorhaben nimmt dafür die Form eines „Abécédaire“ (deutsch: Buchstabentafel) an, einer alphabetisch angelegten Serie von Interviews mit Theoretiker*innen und Praktizierenden – wie sie als Prinzip z.B. Gilles Deleuze und Claire Parnet angewandt haben – und künstlerischen Sequenzen. Die Ergebnisse sollen das Instrumentarium künstlerischer Forschung mit eigenen Thesen erweitern und einen Beitrag zu aktuellen Diskursen leisten.

Ausgangspunkt ist eine Revision des Aufsatzes „Der Berliner Schlüssel“ von Bruno Latour1, eine Hommage an den lokalspezifischen Durchsteckschlüssel in Berliner Mietshäusern des 20. Jahrhunderts, anhand dessen der Autor die soziologische Akteur-Netzwerk-Theorie als Kommunikation zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Akteur*innen entfaltet. Mittlerweile sind die Berliner Durchsteckschlüssel durch intelligente Schließanlagen ersetzt worden und das Verhältnis von Menschen und Dingen hat sich u.a. durch die Phänomene des Internets noch einmal radikal gewandelt. Der Film will diese Differenz als Ansatzpunkt nehmen, um auf folgende Fragen einzugehen: „Was kann künstlerische Forschung sein?“ Und weiter: „Wie verhält sich Wissen zu Demokratie, Kunst und Kultur?“ 

  1. Bruno Latour, „La clef de Berlin et autres leçons d'un amateur de sciences“, Paris: La Découverte, 1993. Neuaufl. Paris: Seuil, 2006: Petites leçons de sociologie des sciences; dt.: Der Berliner Schlüssel: Erkundungen eines Liebhabers der Wissenschaften, übers. v. G. Roßler, Berlin: Akademie-Verlag, 1996.

In seinen häufig wie Versuchsanordnungen anmutenden Installationen nutzt Christoph Keller die diskursiven Möglichkeiten der Kunst, um Phänomene der Wissenschaft und ihrer Utopien zu untersuchen. Keller arbeitet oft an Themen aus wissenschaftlichen Grenzfeldern und kehrt dabei den Blick um: Nicht das Universum wird beobachtet, sondern die Beobachtung selbst. An der Kunsthochschule in Bern gründete Keller eine interdisziplinäre Forschungsgruppe für die Darstellung veränderter Bewusstseinszustände. Die Ausstellung „Æther – zwischen Kosmologie und Bewusstsein“ am Centre Georges Pompidou in Paris war sein erstes künstlerisches und kuratorisches Projekt im institutionellen Kontext. Seine Publikationen „Observatorium“ (2008) und „Paranomia“ (2014) untersuchen die komplexen Aspekte von Wissenschaft und zeitgenössischer Kunst.